Verdampfer selbst wickeln – So wird’s gemacht!

Tutorial Verdampfer selbst wickeln

Du dampfst nun schon eine ganze Weile, bist begeistert vom Vapen, den Produkten und der Community. Auf Social Media, in Vapestores oder auf Dampferforen bist du immer mal wieder auf das Thema Verdampfer selbst wickeln gestoßen. Das Ganze klingt interessant für dich, aber du bist dir unsicher: Ist das wirklich das Richtige für mich? Bekomme ich das überhaupt hin? Worauf gilt es zu achten? Lohnt sich die Anschaffung eines Selbstwickelverdampfers, des benötigten Zubehörs und der wichtigsten Werkzeuge? Dieser Blogbeitrag beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema Verdampfer selbst wickeln und gibt dir eine Anleitung an die Hand, wie auch du Schritt für Schritt zum erfolgreichen und begeisterten Selbstwickler wirst!

Verdampfer selbst wickeln: Warum überhaupt?

Bevor es losgeht: Grundlagen zum Verdampfer selbst wickeln

Erster Schritt: Los geht’s mit dem Wickeln der Coil

Zweiter Schritt: Die Coil ins Deck des Selbstwickelverdampfers einsetzen

Dritter Schritt: Ausglühen und Reinigen der selbst gewickelten Coil

Vierter Schritt: Das Verlegen der Watte

Fünfter Schritt: Ausdünnen und Primen der Watte

Verdampfer selbst wickeln: Geschafft!

Verdampfer selbst wickeln: Warum überhaupt?

Warum Verdampfer selber wickeln, wo doch für alle Arten von Clearomizern vorgefertigte Verdampferköpfe in großer Zahl angeboten werden? Die Gründe, sich auf das Abenteuer Selbstwickler einzulassen, sind vielfältig. Hier nur ein paar von Ihnen:

  1. Kostenersparnis:

Auch wenn die Anschaffung eines Selbstwickelverdampfers und der Kauf von Drähten, Watte und Werkzeugen zunächst natürlich mit Kosten verbunden ist – auf längere Sicht lohnt das Verdampfer selbst wickeln auch unter monetären Aspekten!

  1. Individualität – es ist deine Wicklung!

Natürlich sind die großen Hersteller bemüht, möglichst vielen Vapern ein individuelles Dampferlebnis zu bieten. Gleichzeitig wollen und müssen sie mit ihren Produkten eine breite Masse ansprechen. Beim Selbstwickeln entscheidest du über Widerstandswert, Durchmesser und Länge der Wicklung, Reaktionszeit der Coil, Dampfentwicklung, Geschmack… Step by step tastest du dich vor und hast am Ende genau das Setup, welches für dich optimal ist!

  1. Der wichtigste Faktor beim Verdampfer selbst wickeln: Spaß!

Gerade am Anfang sind viele Selbstwickler bestimmt das eine oder andere Mal verzweifelt: Stundenlang gebastelt und doch funktioniert nichts wie geplant. Um so größer aber die Freude, wenn es dann doch geklappt hat! Für viele von uns ist das Selbstwickeln weit mehr als eine Notwendigkeit. Man vertieft sein Wissen über Elektronik, schafft etwas mit eigenen Händen und tauscht sich mit anderen Vapern aus. Verdampfer selber wickeln wird für viele zum Hobby, für einige zur echten Leidenschaft und nicht zuletzt zur “Eintrittskarte” in eine tolle und lebendige Community!

Bevor es losgeht: Grundlagen zum Verdampfer selbst wickeln

 

  1. Selbstwickelverdampfer

Das Wort “Selbstwickler” ist etwas sperrig, weil es sowohl die Person die selbst wickelt, als auch umgangssprachlich einen Selbstwickelverdampfer bezeichnet. Selbstwickelverdampfer sind Verdampfer für E-Zigaretten, die vom Anwender selbst mit einer oder mehreren Wicklungen und dem Trägermaterial für das Liquid bestückt werden. Die wichtigsten Bauarten sind der RTA, der RDA, und auch der RDTA. Einen ausführlichen Überblick über die unterschiedlichen Selbstwickelverdampfer geben wir in diesem Blogbeitrag!

  1. Drähte und Watte

Im Kern wird beim Verdampfer selbst wickeln ein Stück Draht zur Spule gedreht und durch diese wird ein Trägermaterial fürs Liquid gezogen. Als Trägermaterial kommt heute zumeist Watte zum Einsatz, gelegentlich werden auch noch Silikatschnüre verwendet. Die Watte sollte langfaserig sein, um das Liquid gut zu leiten und auf keinen Fall darf sie in irgendeiner Form gebleicht, parfümiert oder chemisch behandelt sein. Auch die Drähte sollten aus tauglichen Legierungen bestehen und dürfen keinesfalls ummantelt oder irgendwie sonst behandelt sein. Bedenke, das Ganze wird auf bis zu 300°C erhitzt und du atmest die Dämpfe ein! Wir empfehlen daher dringend, ausschließlich Watte und Drähte zu verwenden, die explizit zur Nutzung in Verdampfern geeignet sind. Für das leistungsgeregelte Dampfen haben sich Drähte aus Kanthal bewährt, beim temperaturgesteuerten Vapen kommen Coils aus Nickel, Titan, Edelstahl oder anderen Legierungen zum Einsatz.

  1. Werkzeug

Eins vorab: Als vor knapp 10 Jahren die ersten Vaper mit dem Verdampfer selbst wickeln begannen, waren die Geräte eigentlich noch gar nicht dafür vorgesehen. Ein bekanntes Beispiel hierfür ist der Vivi Nova Clearomizer des heute kaum noch bekannten Herstellers Vision. Spezielles Werkzeug für Vaper gab es zu dieser Zeit logischerweise auch nicht. Es lässt sich also alles irgendwie substituieren. Spezialwerkzeuge aus dem Vapeshop machen das Verdampfer selber wickeln allerdings einfacher und komfortabler, auch müssen sie gar nicht teurer sein als in Baumarkt & Co. Geeignete Tools für das Verdampfer selbst wickeln sind:

  • Wickelstift, um den Draht zur Spule zu wickeln
  • Seitenschneider, zum Zuschneiden des Drahtes
  • Pinstand, ein Standfuß mit 510er Gewinde
  • Schraubendreher oder Sechskantschlüssel, zum Fixieren der Post Screws im Deck
  • keramische Pinzette (nicht leitend), zum Ausrichten der Coil unter Last
  • Spitzpinzette, zum Ausdünnen und Verlegen der Watte
  • Schere, zum Zuschneiden der Watte
  • Drahtbürste, zum Reinigen der Coil und zum Entfernen von Hotspots
  • Q-Tips, zum Reinigen des Verdampfers
  • Ohmmeter (Widerstandsmesser), wenn du einen Mod nutzt, der den Widerstand nicht anzeigt

Viele Anbieter haben auch Sets im Programm, wo das alles komplett und in einem schicken Etui geliefert wird!

Spezialwerkzeug ist beim Verdampfer selbst wickeln hilfreich.

Erster Schritt: Los geht’s mit dem Wickeln der Coil

Du hast Dich für einen Selbstwickelverdampfer entschieden, bist mit den nötigen Materialien und Werkzeugen ausgestattet? Dann legen wir jetzt los!

Der erste Schritt besteht im Bau der Coil. Über Coils ließe sich ein eigener Blogbeitrag, wahrscheinlich sogar ein Buch schreiben. Es gibt Coils aus mehreren, unterschiedlich starken Drähten, einige wirken fast wie kleine Kunstwerke. Clapton Coil, Alien Coil oder Fused Clapton Coil sollen hier nur ein paar Schlagworte sein, um die Vielfalt der Bauweisen bei Wicklungen zu verdeutlichen. Für den Anfang wollen wir eine ganz normale, einfache Wicklung, eine Drahtspule betrachten.

Coils können aus einem oder mehreren Drähten bestehen.

Bevor es ans Wickeln geht, macht es Sinn, sich ein wenig mit den Grundlagen des Ohmschen Gesetzes vertraut zu machen. Das Wichtigste dazu haben wir hier einmal übersichtlich zusammengefasst! Grundsätzlich gilt: Je dünner und länger ein Draht, desto höher sein Widerstand. Überlege, welchen Widerstandswert Du anstrebst. Die Zugtechnik ist dabei entscheidend. Beim Dampfen im MTL-Bereich werden höhere Widerstände (> 1,0 Ohm mit geringen Leistungen (10 – 15 Watt) befeuert, beim Subohmen Vapen treffen hohe Leistungen (z.B. 50 Watt) auf niedrige Widerstände (teilweise deutlich < 1,0 Ohm).

Im wesentlichen nimmst du nun ein Stück Draht (ca. 20 cm für den Anfang) und wickelst es so um den Wickelstift, dass sich eine gleichmäßige Spule ergibt. Ist die Coil sehr kompakt, die Windungen berühren sich (Contact Coil), wird die Wicklung schneller erhitzt. Eine Coil erhitzt sich von innen nach außen. Berühren die Windungen sich, gibt eine zusätzlich Hitze an die andere ab. Wicklungen, bei denen das nicht der Fall ist (Spaced Coil), sehen aus wie eine Sprungfeder und erhitzen sich langsamer. Was dir hier besser in den Kragen passt, ist am Ende Geschmackssache.

Beachte auch den Bauraum in deinem Deck. Eine Wicklung aus stärkerem Draht mit z.B. 10 Windungen hat ggf. den gleichen Widerstand wie eine Coil aus dünnerem Draht mit sechs, sieben Windungen. Die breite Coil erhitzt sich aber langsamer, sie ist behäbiger und passt ggf. nicht in den Bauraum, sagen wir einer RBA. Andererseits hat die breite Coil aus dickem Draht eine größere Oberfläche, so dass eine höhere Menge Liquid gleichmäßig verdampft wird.

Im MTL-Bereich lassen sich, um eine Orientierung zu geben, mit Kanthaldraht, 24 oder 26 GA (engl. Abk. “Gauge”) gute Ergebnisse erzielen, wenn man bei einem Innendurchmesser der Coil von 3mm sechs oder sieben Windungen wählt. Je höher übrigens die Stärke eines Draht in Gauge (neben GA ist auch die Abkürzung AGW gebräuchlich) angegeben wird, desto dünner ist er, entsprechend hat er einen höheren elektrischen Widerstand. Bewegen wir uns im DL-Bereich, kann der Draht dicker und/oder länger gewählt werden. Die längere Reaktionszeit der Coil wird durch höhere Leistungen ausgeglichen.

Gerade für das subohme Vapen sind auch Decks für zwei oder mehr Wicklungen (Dual Coil Deck) verbreitet. Zu beachten ist hier: Mit jeder zusätzlichen Coil verringert sich der Widerstand. Zwei Coils mit z.B. je 0,4 Ohm ergeben einen Gesamtwiderstand von 0,2 Ohm.

Am Ende, und das ist die Quintessenz beim Verdampfer selbst wickeln, machst du aber deine eigenen Erfahrungen. Welcher Innendurchmesser, welche Drahtstärke, welcher Widerstandswert zu dem für dich besten Ergebnis führt, findest du ganz individuell durch Probieren heraus!

Zweiter Schritt: Die Coil ins Deck des Selbstwickelverdampfer einsetzen

Die Coil sollte beim Verdampfer selbst wickeln zentral zwischen den Posts platziert sein.

Nun wird die fertige Coil im Deck des Verdampfers platziert. Technisch verbindet sich dabei ein Fuß der Wicklung mit dem Pluspol, der andere mit dem Minuspol am Verdampfer, der Stromkreis wird also geschlossen, sobald die Feuertaste des Mods gedrückt wird. Auch bei den Decks gibt es verschiedene Bauweisen (Velocity Deck, Postless Deck etc.) Wie Du die Coil im Deck Deines Verdampfers platzierst, verrät Dir ein Blick in dessen Bedienungsanleitung. Setze die Wicklung ein und ziehe die Post Screws an. Am besten fixierst du beide Drahtenden zunächst leicht und ziehst sie dann abwechselnd fest. Richte die Coil so aus, dass sie zentral zwischen den Posts platziert ist. Keinesfalls darf der Draht außer an den Posts Kontakt zu anderen metallischen Komponenten haben, auch nicht zur Verdampferkammer beim RTA! Danach schneidest du die überstehenden Drahtenden mit dem Seitenschneider ab.

Dritter Schritt: Ausglühen und Reinigen der selbst gewickelten Coil

Eine gut gewickelte Coil glüht von innen nach außen orangerot auf.

Jetzt gibst du Strom auf die Wicklung, indem du das Deck auf den Mod schraubst und die Feuertaste betätigst. Die Wicklung sollte gleichmäßig von innen nach außen orange-rot aufglühen. Tut sie das nicht, kannst Du sie mit der Keramikpinzette etwas ausrichten. Fast überflüssig zu sagen, aber dennoch: Vorsicht, die Coil wird heiß und es fließt Strom. Nicht mit bloßen Händen, brennbaren Materialien oder leitenden Werkzeugen berühren!                                          


Vierter Schritt: Das Verlegen der Watte

Verlegen der Watte beim Verdampfer selber wickeln.

Viele Tutorials schließen an dieser Stelle mit “Am Ende ziehst Du einen Wattestrang durch das Innere der Coil, verlegst die Enden in den Seitentaschen des Decks und fertig!” Dabei gibt es auch hier eine Menge zu beachten! Bei einem Tröpfler (RDA) mag das noch so sein, die Enden des Wattestrangs liegen in der Liquidwanne und das Liquid wird direkt darauf geträufelt. Beim RTA sieht es schon kniffliger aus. Nimmst Du zuviel Watte, oder dünnst sie nicht richtig aus, so wird nicht genug Liquid an die Coil geleitet und die Watte verkokelt (Dry Burn). Ist zu wenig Watte im Spiel, so wird die Verdampferkammer des RTA durch Kohäsionskräfte mit Liquid geflutet, es gibt ein gurgelndes Geräusch und die Dampfentwicklung findet nicht statt. 

Der Wattestrang sollte also so gewählt werden, dass er gerade so, ohne sich aufzuräufeln, durch die Coil gezogen werden kann. Für Coils mit 3 Millimeter Innendurchmesser sind dafür auch vorgefertigte Wattestränge verfügbar. Schneide danach die überstehenden Enden des Wattestrangs so ab, dass sie sich noch gut in die Seitentaschen des Decks verlegen lassen. Zur Orientierung kann hier die Außenkante des Decks herangezogen werden, genauere Richtwerte erwirbst du auch in diesem Falle durch Probieren!

Fünfter Schritt: Ausdünnen und Primen der Watte

Das Primen der Watte ist der letzte Schritt beim Verdampfer selbst wickeln..

Im letzten Schritt werden die beiden Enden des Wattestrangs mit der Spitzpinzette etwas ausgedünnt. Das hat zweierlei Gründe: Zum einen entfernst du so lose Wattefädchen, die das Liquid gar nicht zur Coil leiten würden. Gerade bei Coils mit einem größeren Innendurchmesser geht es aber auch darum, dass die Watte nicht zu kompakt in den Seitentaschen sitzt. Sie würde sonst wie ein Pfropfen wirken und könnte nicht genug Liquid aufnehmen; ein Verkokeln der Watte wäre die Folge. Mit der Spitzpinzette verlegst du die Watte nun in die beiden Seitentaschen am Boden des Decks. Hast du keine Spitzpinzette zur Hand oder kommst mit ihr nicht gut zurecht, leistet hier, Erfahrungswert, auch eine Rouladennadel hervorragende Dienste!

Zum Schluss gibst du noch etwas Liquid auf den Wattestrang und die Coil, so dass sich die Watte hinreichend mit Liquid sättigen kann. Dieser Vorgang wird auch als Primen bezeichnet.

Verdampfer selbst wickeln: Geschafft!

Du hast bis hierhin alle Schritte erfolgreich ausgeführt? Herzlichen Glückwunsch, du hast deine erste Coil gebaut und den Selbstwickelverdampfer damit bestückt. Das Deck wird nun wieder mit dem Clearomizer verbunden, der Verdampfer wird auf den Mod geschraubt, der Tank befüllt und los gehts! Viel Spaß beim Dampfen!

Verliere nicht den Mut, wenn am Anfang bestimmte Dinge nicht sofort funktionieren. Sei versichert, all die Reviewer auf Social Media, die im Video mal eben nebenbei einen Selbstwickler bestücken, haben das schon -zig Mal zuvor ohne Kamera gemacht und am Anfang dabei sicher auch das eine oder andere Mal geflucht! Mit etwas Übung und Geduld ist das Verdampfer selbst wickeln aber gut zu erlernen und am Ende macht das Ganze sogar richtig Spaß!

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Bild 5: bali_kiknadze